EU-Parlament fordert Verbot von Gene Drives
Wichtiger Erfolg für den Schutz der Biodiversität. Das EU-Parlament fordert ein Verbot des CRISPR/Cas9-basierten Gentechnikverfahrens Gene Drive. Diese Technologie könnte ganze Arten auslöschen.
Das Europäische Parlament fordert in seinem aktuellen Bericht zur EU-Biodiversitätsstrategie 2030 ein Verbot der Freisetzung von Organismen, die mit der Gentechnik Gene Drive manipuliert wurden. Das Europäische Parlament hält das Gene Drive Verfahren für nicht vereinbar mit dem Vorsorgeprinzip der EU. Auch für Zwecke des Naturschutzes soll das Gentechnik-Verfahren daher nicht erlaubt sein. Dieser Erfolg ist auch der „Stop Gene Drives“-Kampagne zu verdanken, in der bis zu 160 zivilgesellschaftliche Organisationen aus der gesamten EU vernetzt sind, darunter die Aurelia Stiftung mit der Petition „Schützt die Biene vor Gentechnik“, für die wir weiterhin Unterschriften sammeln. Koordiniert wird die „Stop Gene Drives“-Kampagne von der Initiative „Save Our Seeds“.
Mareike Imken, Koordinatorin der europäischen „Stop Gene Drives“-Kampagne kommentiert: „Mit seiner Position erkennt das Europäische Parlament an, dass die Gene Drive Technologie eine Reihe von wissenschaftlichen, regulatorischen, gesellschaftlichen und ethischen Fragen und Bedenken aufwirft. Da ihr Einsatz die biologische Vielfalt stark beeinträchtigen könnte, fordert das Europäische Parlament, jegliche Freisetzung in die Umwelt aufzuschieben, bis diese Fragen geklärt sind. Dies ist eine wichtige Botschaft, die in die laufenden Diskussionen zur globale Regulierung der Technologie auf dem nächsten Treffen der Internationalen Union für Naturschutz (IUCN) im September in Marseille und in die laufenden Vor-Verhandlungen zur COP 15 des Übereinkommens über die biologische Vielfalt im Oktober einfließen sollte.“
Bernd Rodekohr, Projektleiter Gentechnik bei der Aurelia Stiftung, erklärt: „Die Forderung des EU-Parlaments nach einem Freisetzungsverbot gentechnisch veränderter Gene Drive-Organismen ist eine großartige Ermutigung für die vielen zivilgesellschaftlichen Akteure, mit denen die Aurelia Stiftung gemeinsam dafür kämpft, dass Gentechnik auch zukünftig strikt reguliert bleibt und streng nach dem Vorsorgeprinzip risikogeprüft wird. Die Aurelia Stiftung fordert die Bundesregierung auf, sich auf europäischer Ebene für eine strenge Regulierung von jeder Gentechnik, entsprechend dem Vorsorgeprinzip der EU, auszusprechen. Es kann nicht sein, dass über 80 Prozent der Verbraucher*innen in Deutschland Gentechnik auf dem Acker ablehnen – und ihr Bürgerwille ignoriert wird. Der Schutz von Biene und Ökosystem sowie die Wahlfreiheit für Bürger- und Verbraucher*innen müssen erhalten bleiben. Dafür wird sich die Aurelia Stiftung mit der Petition ‚Schützt die Biene vor Gentechnik‘ weiterhin einsetzen.“
Hintergrund: Was ist ein Gene Drive?
Die Gene Drive Technologie wird durch gentechnische Werkzeuge wie CRISPR/Cas9 ermöglicht. Sie ist in der Lage, die natürlichen Vererbungsregeln auszuhebeln. Eine gentechnisch herbeigeführte Eigenschaft wird durch den Gene Drives-Mechanismus nicht wie gewöhnlich nur an 50 Prozent der Nachkommen weitervererbt, sondern an nahezu alle Nachkommen. Mittels einer durch den Gene Drive ausgelösten gentechnischen Kettenreaktion kann beispielsweise Sterilität in einer Population verbreitet werden, indem nur noch männliche Nachkommen geboren werden. Ganze Populationen könnten so über mehrere Generationen hinweg zum Zusammenbruch und damit zum Aussterben gebracht werden. Ziel der Gene Drives-Gentechnik sind Insekten und Säugetiere, die als Agrarschädlinge eingestuft werden, Krankheiten übertragen können oder als invasive Arten in fremde Ökosystem eingeschleppt wurden.
Jede Freisetzung von Gene Drive Organismen – auch zu Versuchszwecken – wäre ein Ernstfall. Die gentechnisch veränderten Organismen können sich grenzübergreifend ausbreiten. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es keine Möglichkeit sie räumlich einzugrenzen, noch Möglichkeiten, die gentechnische Kettenreaktion zu stoppen oder Gene Drive Organismen aus der Natur zurückzuholen. Ihre Auswirkungen auf Ökosysteme sind irreversibel und unvorhersehbar. Nahrungsnetze oder die menschliche Lebensmittelsicherung wären durch Gene Drives gefährdet.
Dieser Artikel erschien zuerst bei www.aurelia-stiftung.de
Weitere Informationen zu Gentechnik im Zusammenhang mit Pestiziden gibt es hier.